Memorialbildnis des Johann Nathanael Lieberkühn: Belohnung der Tugend
Georg Ferdinand Schmidt (Zeichner und Radierer) 1757 Blatt 33 cm x 23,5 cm; Plattenrand 26,5 cm x 19,5 cm; Bild 24 cm x 18 cm
Die Gesichtszüge Dr. med. Johann Nathanael Lieberkühns (1711-1756) sind uns auf dieser Radierung von Georg Ferdinand Schmidt als Memorialbildnis überliefert. Ein Bild im Bild, von der Tugend bekränzt und mit mancherlei Bezügen zu den Großen seiner Zunft, ist der Dargestellte als Arzt und Forscher zu erkennen. Der Hahn im Hintergrund, Verkünder des anbrechenden Tages, kräht Lieberkühns Ruhm hinaus in die Welt – oder ist es Fama, der Tratsch und die Anekdote? In seinem Fall wirkt letztere noch nach über 250 Jahren: Beinahe immer, wenn von Lieberkühn die Rede ist, kommt man an der amüsant-makaberen Geschichte nicht vorbei, nach der er als Leibarzt Friedrichs des Großen dessen Ekel durch Leichenteile in seinen Taschen erregt habe und daraufhin Amt und Freundschaft des Königs verloren habe. Fama will das Bild eines schrulligen, vergeistigten Wissenschaftlers im Gegensatz zum karrierebewussten und besitzorientierten Hofmedicus entstehen lassen. Das Porträtmedaillon zeigt aber einen elegant gekleideten jüngeren Mann mit kurzer Lockenperücke, einen, dem man eine Unbedachtsamkeit bei Hofe in Potsdam nicht so recht zutrauen mag. |